Museum für Meteorologie und Aerologie

Vor über 110 Jahren gab es in Deutschland eine recht intensive Kampagne, meteorologisches Wissen (Wetterkunde) auch in der schulischen Bildung zu verankern. Mit Publikationen für die breite Öffentlichkeit hatte ja z. B. schon Richard Aßmann in den 1880er Jahren begonnen – z. B. ab 1884 mit der populärwissenschaftlichen Monatszeitschrift „Das Wetter“. Zunehmend gab es auch Handreichungen für den Schulbetrieb. Hier abrufbar machen wir ein Werk aus dem Jahre 1912, verlegt von einem Verlag in Mönchengladbach (heutige Schreibweise).

Die 40 Seiten mit einer Wetterkarteneinlage sind aus heutiger Sicht durchaus

lesenswert, wenn auch einige Messgeräte in jetziger Zeit moderne Formen und Methoden annehmen und die Wetterhütte am Fenster längst der Vergangenheit angehört und schon damals bald von der freistehenden englischen Hütte abgelöst wurde.

So umfangreich sind die heutigen Lehrpläne kaum noch. Vielleicht sind die Scans jetzt auch eine Anregung.  

Aufgrund einer Größenbeschränkung haben wir die 40seitige Broschüre in 3 Teile zerlegt.

Hennig Robert 1912 Wetterkunde Volksunterrichtskurse vorn.pdf

Hennig Robert 1912 Wetterkunde Volksunterrichtskurse mitte.pdf

Hennig Robert 1912 Wetterkunde Volksunterrichtskurse hinten.pdf

1912 wetterkunde cover

Im Übrigen sind wir weiterhin skeptisch, ob das im Jahr 2013 gegründete „Wettermuseum Alte Schule Schreufa“ (Schreufa ist ein Stadtteil von Frankenberg im nordhessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg) – die Aufbau- und Bildungsarbeit sei unbestritten gewürdigt – mit der Behauptung recht hat, „der Name begründet sich in der Tatsache, dass in dieser Schule von 1913 bis 1941 der Lehrer Conrad Liese als erster Lehrer [sic!] Deutschlands Wetterkunde in Volksschulen unterrichtete“ (zitiert nach https://www.wettermuseum-alte-schule-schreufa.de).

Nach den Aussagen in einer aktuellen Publikation der „Alten Schule Schreufa“ ging es 1902 los mit der Wetterkunde (an welcher Schule eigentlich?), denn „bereits seit 1902 unterrichtete Liese Wetterkunde und 1912 verfasste er eine kleine Schrift mit dem Titel
‚Die Wetterkunde in der Volksschule‘, eine kleine Handreichung für seine Lehrerkollegen über eine zehnjährige Erfahrung im Unterrichten von Wetterwissen“ (zitiert nach https://daten.verwaltungsportal.de/dateien/news/6/6/9/4/6/5/rundgang_durch_das_wettermuseum.pdf).

An anderer Stelle wird ebenfalls geschrieben: „Wie Hartmann erläuterte, war Liese der erste deutsche Pädagoge, der seit 1902 praktische Wetterkunde im Unterricht betrieb“ (http://www.vhghessen.de/frankenberg/aktuelles_meteorit.htm).

Ja an welcher Schule? Denn es steht ja auch: „Ein Jahr vor dem ersten Weltkrieg (1913) kam der damals 32-jährige Conrad Liese als Lehrer nach Schreufa“. Wo hat er 11 Jahre vorher – also mit 21 Jahren - begonnen, Wetterkunde zu unterrichten?

Und wenn Conrad Liese „von früher Jugend an für Meteorologie begeistert“ war und „schon als Seminarist am Kgl. Lehrerseminar in Homberg/Efze den Göschen-Band „Meteorologie" (Verfasser Wilhelm Trabert, Erstausgabe 1901) gekauft hat (vgl. Hartmann, K.-H. (2016): Überraschungsfunde bei Nachlässen und Haushaltsauflösungen: Der Schreufaer Lehrer und "Wettermacher" Conrad Liese (1881-1951) in Hessische Familienkunde (HFK), Band 39), ging es also innerhalb eines Jahres mit diesem Wissen in den Unterricht. Ja, das wäre wirklich eine Pionierleistung, noch aber fehlen Fakten.