Museum für Meteorologie und Aerologie

Die Märkische Oderzeitung berichtet darüber am 25. November 2021, natürlich in der Beeskower Ausgabe, aber sogar in der Fürstenwalder Ausgabe.

Das nordamerikanische Radiosondenmuseum von Cliff Lawson ist nun in Lindenberg. Dabei greifen die Zeitungen im Wesentlichen auf unsere Pressemitteilung vom 19.11. zurück, die wir nachfolgend dokumentieren.

Hier die Geschichte:


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VonWater Valley nach Lindenberg bei Beeskow – eine museale Sammlung ist angekommen

Langfassung

Ab Ende der 1970er Jahre lebte der US-Amerikaner Cliff Lawson – im Übrigen kein Wetterfachmann – im Umfeld der kalifornischen Mojave-Wüste, etwa 250 Meilen nördlich von Los Angeles. Sein Hobby war dasWandern im Hinterland der Wüste. In derWüste fand er oft seltsame Dinge, von Flugzeugwracks über Petroglyphen - in Stein gearbeitete Felsbilder aus prähistorischer Zeit - bis hin zu Maultierschuhen und Grabmarkierungen. Schon früh stieß er weit, weit draußen in der Wüste, oft kilometerweit von der nächsten Straße entfernt, auf etwas, das zunächst wie kaputte 1960er-Jahre-Transistorradios aussah.

Es dauerte nicht lange, bis Cliff erfuhr, dass es sich um Radiosonden handelte, die meisten von ihnen in nahegelegenen Militärstützpunkten zwecks Temperatur-, Feuchte- und Windmessung gestartet, wobei die ebenfalls vorhandene Luftdruckmessung die Höhenzuordnung ermöglichte.

Cliff fing an, diese Relikte nach Hause zu schleppen. Im Laufe der Zeit füllten sie ein Bücherregal in seinem Büro und bald auch eine Wand der Garage. Daraus wurde eine inzwischen fast 40jährige Sammelleidenschaft, die ab dem Jahr 2004 in Water Valley, einer 3500-Einwohner-Gemeinde im US-Bundesstaat Mississippi, fortgesetzt wurde. Hinzukam alles, was an Büchern, Briefmarken und Zeitschriften zum Thema in den USA, aber auch weltweit auf den Markt kam.

Doch wie so oft wirft das Alter oder ein Umzug oder beides die Frage auf, mitnehmen, auflösen, einen neuen Nutzer finden? Cliff Lawson bot seine Sammlung ab 2019 über ein eher privates weltweites Netzwerk von Sammlern meteorologischer Exponate an, dem auch das Wettermuseum Lindenberg vor einigen Jahren beigetreten war.

Ja, es soll nicht verschwiegen werden, dass Cliff Lawson die gesamte Sammlung nicht verschenken wollte, sondern einen Kaufpreis zwar weit unter der Versicherungssumme ansetzte, in EURO umgerechnet nur vierstellig, aber vielerorts wohl ausreichend hoch, um den Erwerbswunsch auszuschließen. Auch das vereinsgeführte Lindenberger Wettermuseum hielt sich da zunächst zurück, da waren auch noch die Baukosten der Lernwerkstatt und die wegen der Corona-Pandemie ausbleibenden Einnahmen aus dem Museumsbetrieb.

Doch dann einigte sich der Lindenberger Museumsverein intern, den Ankauf zu wagen. Noch im Jahr 2020 fragte der Vereinsvorsitzende und Meteorologe Dr. Stiller bei Cliff Lawson an, ob denn die Sammlung immer noch zum Verkauf stünde. Nach dem Ja ging es auf Sponsorensuche. Im April 2021 war klar, das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz des Landes Brandenburg fördert das Kauf- und Umzugsprojekt aus der Konzessionsabgabe Lotto anteilig. Der Verein Wettermuseum e.V. konnte sich später ebenfalls bei der Sparkasse Oder-Spree bedanken, die auch einen Anteil der Kosten übernahm. Grund waren immense Kostensteigerungen des Seetransports von der US-amerikanischen Ostküste (Hafenstadt Savannah) bis nach Hamburg.

Zwischen Auftragsvergabe in der ersten Septemberhälfte und der Abholung des Sammelbestandes in Water Valley und der Ankunft des ehemaligen „Radiosonde Museum of North America” in Lindenberg am vergangenen Donnerstag lagen mehr als 8 Wochen. Nun sind die drei Paletten in Lindenberg ausgepackt (Bild 1) und es geht ans Inventarisieren (Bild 2). Schrittweise sollen ab 2022 auch die Besucherinnen und Besucher erfahren, was da Cliff Lawson zusammengetragen hat.

Gerade kam noch eine Email von Cliff, er freut sich, dass die Sammlung nun „ihr richtiges Zuhause gefunden hat“. Aber seine Sammelleidenschaft kann er nicht ablegen. Er hat jüngst noch eine Zeitschrift (Bild 3) bei ebay ersteigert, erschienen im Juli 1937, also aus den Anfangsjahren der Radiosondentechnik. Er will das nun dem Lindenberger Wettermuseum in einem kleinen Postpaket mit noch anderen restlichen Kleinigkeiten zukommen lassen.

Auch seine Webseite https://www.radiosondemuseum.org, die den umfangreichen Sammelbestand dokumentiert, wird zum Wettermuseum in Lindenberg umziehen und erhalten bleiben.

Ein Wermutstropfen, die Rechnung des Hamburger Transportunternehmens, das den gesamten Transport zu Land und zu Wasser übernahm, auch die Verpackung und schwierige Zollverfahren, ist noch nicht da. Es muss befürchtet werden, dass wegen der rasant gestiegenen Transportpreise der Verein nicht nur den ohnehin zu leistenden Eigenanteil von rund 2000 EUR zu tragen hat, sondern deutlich mehr löhnen muss. Für Spendenunterstützungen ist er deshalb dankbar. Das Spendenkonto bei der Sparkasse Oder-Spree hat die IBAN DE21 1705 5050 3162 9748 51.

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Bild 1: Jannis von Buttlar und Ralf Kraak beim Entladen der drei Großbehälter.

Bild 2: Vorstandsmitglied Ralf Kraak hat eine Rakete ausgepackt. DasWetterraketensystem Arcas (hier der Antriebsteil, noch ohne Flossen, das entsprechende Paket ist noch nicht entpackt) wurde verwendet, um Wetterinformationen in großer Höhe von bis zu 60 km zu erhalten. Starts erfolgten zwischen dem 31. Juli 1959 und dem 9. August 1991 in den USA, aber auch teilweise im Ausland.

Bild 3: Titelseite eines im Juli 1937 erschienenen Journals, das den Start eines Wetterballons mit einer frühen Variante einer Radiosonde zeigt

 

Von Water Valley nach Lindenberg bei Beeskow – eine museale Sammlung ist angekommen

Kurzfassung

Ein US-amerikanischer Sammler von Radiosonden, kleinen Kästchen, die Lufttemperatur und Luftfeuchte, auch Luftdruck, an einem Ballon hängend bis in Höhen von über 30 km messen können, hat vor über zwei Jahren kundgetan, dass er wegen Umzugs die gesamte über 30 Jahre vervollständigte Sammlung, die auch Bücher, Broschüren, Briefmarken u. a. m. zum Thema enthält, u. a. auch Wetterraketen, abgeben möchte.

Auch wegen abzusehender hoher Transportkosten zögerte das Lindenberger Wettermuseum zunächst. Doch dann fanden sich Unterstützer. Im April 2021 war klar, das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz des Landes Brandenburg fördert das Kauf- und Umzugsprojekt aus der Konzessionsabgabe Lotto anteilig. Der Verein Wettermuseum e.V. konnte sich später ebenfalls bei der Sparkasse Oder-Spree bedanken, die auch einen Anteil der Kosten übernahm. Und das „Radiosonde Museum of North America”war noch nicht anderweitig vergeben.

Also wurde der Handel perfekt gemacht. Der Abgebende Cliff Lawson verpackte alles im August, dann ging es von Water Valley im US-Bundesstaat Mississippi zum Ostküstenhafen Savannah, von dort nach einigen Wochen mit dem Containerschiff HUDSON EXPRESS nach Hamburg. Am vergangenen Donnerstag trafen nun endlich die Transportbehälter, die über 40 Kartons und einige Spezialbehälter enthielten, in Lindenberg ein. Das Museumsteam machte sich sofort ans Auspacken, schrittweise sollen ab 2022 auch die Besucherinnen und Besucher erfahren, was da Cliff Lawson zusammengetragen hat.

Auch seine Webseite https://www.radiosondemuseum.org, die den umfangreichen Sammelbestand dokumentiert, wird zum Wettermuseum in Lindenberg umziehen und erhalten bleiben.